Dur oder Moll? Wohlklang oder Atonalität? Links oder Rechts? Populismus oder Realpolitik?
Was beeinflusst unsere jeweiligen Präferenzen?
Sollten wir uns nicht viel öfter der eigenen Bequemlichkeit bewusst werden? Wie (un)bewusst tendieren wir häufig zum vordergründig “Einfacherem”?
Die großartige audiovisuelle Umsetzung in der “Resistenza” erschließt sich wenigstens einem in Barock, Klassik und Romantik stecken gebliebenen Dilettanten wie mir erst nach Überwindung der eigenen “Bequemlichkeit”, “Faulheit”. Einfache Botschaften sind bequem. Und der Konsument ist mitunter faul. Der Wähler auch.
Wie empfänglich sind welche Bevölkerungsschichten für welche Botschaften? Und greift der Vorwurf der “Bequemlichkeit” gegenüber jenen, die zu scheinbar einfacheren politischen Alternativen tendieren, nicht zu kurz?
Oder könnten sich manche derer, die fragwürdigen Populisten zulaufen, ihrerseits auch “Resistenza” zu Gute halten? Widerstand gegen die erlebte tägliche Realpolitik? Gegen ein System der Korruption und gegen eine Politik der jeweiligen Parteidoktrin, die womöglich bei gewissenhafter Analyse ebenso viele Punkte enthält, denen man unumwunden zustimmen könnte, wie auch solche, die einen erbost zurückschrecken lassen. Ganz unerheblich, von welchem Coleur wir sprechen?
Oder spielt bei der Bequemlichkeit, die sich in einer allgemeinen Politikverdrossenheit gründet, nicht auch die Resistenz in nochmals etwas anderer Bedeutung eine Rolle? Nämlich als sich über die Zeit etablierte persönliche Widerstandskraft (Resistenz im medizinischen Sinn, wenn man so möchte) gegen jene unbequemen Nachrichten und Ereignisse der Politik und Regierungen, die einen vor Depression oder Amok schützt, je nach Persönlichkeit? Nachdem man sich vom Gras, das über die Sachen wächst, Sisyphus – artig immer wieder eingeholt fühlt, ähnlich dem Protagonisten in der lautmalerischen Umsetzung des Themas?!
Wie viele Stellungnahmen und Kommentare derer, denen der Hut der Macht zugeflogen ist, klingen nicht eher wie Selbstbeweihräucherung, oder deutlicher formuliert: Masturbation? Lange, bevor grellere politische Farben irgend einer (!) Seite an die Macht kommen.
Wer vom Wege abkommt, ist selber schuld. Und die Geister, die man rief, werden einen dereinst den Abhang des Fegefeuers hinabstürzen. Aber wer hätte uns den richtigen Weg gewiesen? Wer hat es verabsäumt, einen besseren (wie objektivierbar ist das überhaupt) Pfad zu erklären und schmackhaft zu machen?
Musik und Kunst schaffen das. Uns auch durch vordergründig schwierige Passagen zu führen und am Ende glücklich, nachdenklich und zufrieden zurückzulassen. Und etwas angeregt zu haben. Und sei es nur die Abkehr von der Bequemlichkeit.
Ich werde also wählen gehen. (Wieder einmal, auch wenn`s schwer fällt!).
Thomas Gitter, Arzt und Medizininformatiker, Linz