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Zusammenhang von Kunst und Gesellschaft

Der Zusammenhang von Kunst und Gesellschaft

Kunst und Gesellschaft stehen in einem engen Wechselverhältnis: Sie beeinflussen und spiegeln sich gegenseitig. Kunst entsteht nie im luftleeren Raum – sie greift gesellschaftliche Themen auf, kommentiert sie und gibt neue Impulse. So zeigt sich, dass Kunst Spiegel der Gesellschaft ist, aber auch ein aktiver Gestalter des sozialen Lebens.

Ob politische Karikaturen, gesellschaftskritische Installationen oder Musik gegen soziale Ungleichheit – Kunst macht Unsichtbares sichtbar und eröffnet neue Perspektiven. Sie fördert Dialog, Empathie und kritisches Denken. Genau das ist der Grund, warum Kunst wichtig für die Gesellschaft ist: Sie schafft Verbindungen, hinterfragt bestehende Strukturen und regt zum Nachdenken an.

In diesem Zusammenspiel wirkt Kunst nicht nur als Ausdruck von Zeitgeist, sondern auch als Katalysator für Veränderung. Sie dokumentiert, provoziert und inspiriert – und ist damit ein unverzichtbarer Teil einer offenen, reflektierten Gesellschaft.

Historische Entwicklung: Kunst als Spiegel und Motor der Gesellschaft

Schon die ältesten bekannten Kunstwerke – Höhlenmalereien aus der Steinzeit – zeigen, dass Kunst und Gesellschaft seit jeher untrennbar miteinander verbunden sind. Diese frühen Bilder dienten vermutlich nicht nur dekorativen Zwecken, sondern hatten soziale oder rituelle Funktionen. Damit wird deutlich: Gesellschaftlicher Wandel war von Anfang an Motor der Kunst.

Mit jeder Epoche veränderte sich auch die künstlerische Ausdrucksform. In der Renaissance spiegelte sich das neu erwachte Interesse am Individuum und an Wissenschaft in der Kunst wider. Künstler wie Michelangelo oder Leonardo da Vinci prägten ein Weltbild, das auf Vernunft und Humanismus beruhte. Auch die Aufklärung nutzte Kunst als Mittel zur Gesellschaftskritik: Theater, Literatur und Karikaturen wurden zu Trägern von Aufklärung und Reformideen.

Im 20. Jahrhundert reagierten avantgardistische Bewegungen wie der Expressionismus oder Dadaismus auf Krieg, Industrialisierung und politische Krisen. Kunst wurde zum Protestmittel – ein Sprachrohr für Veränderung und Widerstand. Gleichzeitig veränderte sich die Gesellschaft rasant, was zu neuen künstlerischen Ausdrucksformen wie Fotografie, Konzeptkunst und Performance führte.

Heute greifen Künstler:innen globale Themen wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit oder Digitalisierung auf – oft schneller und provokanter als andere gesellschaftliche Akteure. Diese Entwicklungen zeigen deutlich, warum Kunst wichtig für die Gesellschaft ist: Sie dokumentiert nicht nur, sondern gestaltet aktiv mit. In jeder Phase der Geschichte war Kunst Spiegel der Gesellschaft – und zugleich ein Medium des Wandels.

Kunst und gesellschaftliche Herausforderungen

In Zeiten globaler Krisen gewinnt Kunst als gesellschaftliche Kraft neue Bedeutung. Angesichts von Themen wie Klimawandel, Migration oder Digitalisierung wird deutlich, warum Kunst wichtig für die Gesellschaft ist: Sie macht komplexe Entwicklungen emotional erfahrbar, regt zur Reflexion an und eröffnet neue Sichtweisen, jenseits von Zahlen und Fakten.

Kunstwerke können schwierige Themen zugänglich machen – etwa durch Installationen über Umweltzerstörung, Fotoprojekte zu Fluchterfahrungen oder digitale Kunstformate, die neue Technologien kritisch hinterfragen. Dabei geht es nicht um einfache Antworten, sondern um das Sichtbarmachen von Zusammenhängen und Widersprüchen. Kunst wirkt wie ein Katalysator: Sie bringt gesellschaftliche Herausforderungen auf den Punkt, ohne sie zu vereinfachen. Genau hier liegt der Wert, den Kunst im öffentlichen Diskurs einnimmt.

Auch in der digitalen Gesellschaft verändert sich der Zugang zur Kunst. Neue Medien wie Augmented Reality, KI oder Social Media eröffnen neue Ausdrucksformen und Publikumsschichten. Gleichzeitig werden Fragen zu Datenschutz, Identität und Teilhabe künstlerisch reflektiert. Künstler:innen schaffen virtuelle Räume für Debatten, die im analogen Raum oft keinen Platz finden.

Ein weiterer Aspekt: Kunst fördert Empathie. Wer sich mit einem Werk intensiv auseinandersetzt, bekommt Zugang zu fremden Lebensrealitäten – sei es das Schicksal von Geflüchteten oder die Erfahrung von sozialer Ausgrenzung. Damit trägt Kunst zu einem gesellschaftlichen Klima bei, das Vielfalt als Stärke begreift.

Der Zusammenhang von Kunst und Gesellschaft zeigt sich hier besonders klar: Kunst dokumentiert nicht nur den Wandel, sie begleitet, hinterfragt und gestaltet ihn mit. In einer Zeit, die von Unsicherheit geprägt ist, wird sie so zum Spiegel und zur Stimme unserer gemeinsamen Herausforderungen.

Kunst als Spiegel der Gesellschaft: Analyse und Beispiele

Die Aussage, dass Kunst ein „Spiegel der Gesellschaft“ ist, meint mehr als bloße Abbildung. Kunst reflektiert gesellschaftliche Stimmungen, Konflikte und Werte – oft früher und sensibler als Politik oder Medien. Sie zeigt, wie Menschen denken, fühlen und leben. Der Zusammenhang von Kunst und Gesellschaft zeigt sich dabei nicht nur in großen politischen Umbrüchen, sondern auch in Alltagsbeobachtungen, sozialen Spannungen und kulturellen Umwertungen.

In der bildenden Kunst finden sich zahllose Beispiele für diese Spiegelwirkung. Das Gemälde „Guernica“ von Pablo Picasso (1937) etwa zeigt eindrucksvoll die Schrecken des Spanischen Bürgerkriegs – ohne ein einziges gesprochenes Wort. Es steht bis heute als ikonisches Symbol gegen Krieg und Gewalt. Ebenso verarbeitet Banksy in seiner Street Art Themen wie Überwachung, Migration oder Konsumkritik – direkt im öffentlichen Raum, zugänglich für alle.

Auch Theater und Musik greifen soziale Realitäten auf. Bertolt Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ kritisiert die Mechanismen des Krieges und den Verlust moralischer Orientierung. In der Musik bringen Genres wie Rap oder Punk oft ungefiltert soziale Ungleichheiten, Rassismus oder Ausgrenzung zur Sprache – roh, direkt und wirkungsvoll. Sie geben jenen eine Stimme, die im gesellschaftlichen Diskurs oft überhört werden.

Ein weiteres Beispiel: Die multimediale Installation „The Weather Project“ von Olafur Eliasson (2003) in der Londoner Tate Modern thematisierte unser Verhältnis zur Natur und zum Klimawandel – Jahre bevor das Thema im Mainstream ankam. Solche Werke zeigen eindrucksvoll, warum Kunst wichtig für die Gesellschaft ist: Sie regt zum Nachdenken an, emotionalisiert abstrakte Probleme und bringt Menschen miteinander ins Gespräch.

So macht Kunst soziale Spannungen sichtbar, formuliert Kritik, bietet Orientierung – und bleibt dadurch ein unverzichtbarer Spiegel der Gesellschaft.

Künstler:innen, die gesellschaftliche Themen aufgreifen

  • Banksy: Der britische Street-Art-Künstler ist bekannt für seine gesellschaftskritischen Werke, die Themen wie Konsum, Krieg und soziale Ungleichheit behandeln.
  • Ai Weiwei: Der chinesische Künstler und Aktivist setzt sich in seinen Arbeiten mit Menschenrechten, Meinungsfreiheit und politischen Missständen auseinander.
  • Yayoi Kusama: Die japanische Künstlerin thematisiert in ihren Installationen psychische Gesundheit und die Rolle der Frau in der Gesellschaft.
  • Olafur Eliasson: Der dänisch-isländische Künstler beschäftigt sich mit Umweltfragen und dem Klimawandel, um das Bewusstsein für ökologische Themen zu schärfen.
  • Patrizia Casagranda: Die deutsche Künstlerin arbeitet mit recycelten Materialien und thematisiert in ihren Werken Nachhaltigkeit, Diversität und die Stärke von Frauen. 

Warum Kunst wichtig für die Gesellschaft ist? – 3 Funktionen im Alltag

Kunst ist weit mehr als ein schönes Bild an der Wand oder Musik zur Unterhaltung. Sie erfüllt zentrale gesellschaftliche Funktionen, die im Alltag oft unterschätzt werden. Gerade in Zeiten von Unsicherheit, gesellschaftlichem Wandel oder politischer Polarisierung zeigt sich, warum Kunst wichtig für die Gesellschaft ist. Drei Funktionen stechen dabei besonders hervor: Kommunikation, soziale Verbindung und kulturelle Verankerung.

  1. Kommunikation von Emotionen, Kritik und Visionen
    Kunst spricht, wo Sprache an Grenzen stößt. Sie ermöglicht es, Gefühle und Gedanken auszudrücken, die im Alltag oft unterdrückt oder nicht verstanden werden. Ob Protestplakat, Poetry Slam oder Sound-Installation – Kunst kann Kritik formulieren, ohne belehrend zu sein. Gleichzeitig eröffnet sie Räume für Visionen: Wie wollen wir leben? Was ist gerecht? Solche Fragen stellt Kunst oft klarer und eindringlicher als jede Talkshow oder Zeitung.
  2. Förderung von Empathie, Diversität und Diskursfähigkeit
    Kunst schafft Zugang zu anderen Perspektiven. Sie macht fremde Lebenswelten erfahrbar, fördert Mitgefühl und baut Vorurteile ab. In einem Theaterstück über Flucht, in einem Tanzprojekt mit Jugendlichen aus verschiedenen Kulturen oder in einer Fotoreihe über Menschen mit Behinderung: Kunst bringt Vielfalt in den öffentlichen Raum. Sie stärkt die Fähigkeit zum Dialog – eine Grundvoraussetzung für eine demokratische Gesellschaft.
  3. Bildung, Identität und kulturelles Gedächtnis
    Kunst vermittelt Geschichte und Werte auf emotionale Weise. Museen, Denkmäler oder Literatur bewahren kulturelles Wissen und machen es für kommende Generationen lebendig. Gleichzeitig hilft Kunst, individuelle und kollektive Identitäten zu entwickeln – durch Ausdruck, Wiedererkennung und Deutung. Sie ist Teil des kulturellen Gedächtnisses einer Gesellschaft und prägt mit, wie wir uns selbst und andere sehen.

Diese Funktionen machen deutlich, dass der Zusammenhang von Kunst und Gesellschaft keine Randerscheinung, sondern zentral für unser Miteinander ist. Kunst ist Spiegel der Gesellschaft, aber auch Werkzeug für Veränderung, Verständigung und Sinnstiftung im Alltag.

Der Zyklus der gesellschaftlichen Funktionen der Kunst

Politik und Kunst: Eine dynamische Wechselbeziehung

Kunst und Politik stehen in einem ständigen Spannungsverhältnis – mal partnerschaftlich, mal kontrovers. Diese Wechselbeziehung prägt nicht nur die Kunstproduktion selbst, sondern auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Macht, Gerechtigkeit und Teilhabe. In vielen Epochen war Kunst eine direkte Reaktion auf politische Umstände – sei es als Protest, Hoffnungsträger oder kritische Stimme. Heute zeigt sich erneut, warum Kunst wichtig für die Gesellschaftist: Sie mischt sich ein, wo andere schweigen.

Kunst als Protestform hat eine lange Geschichte – von den Flugblättern der Französischen Revolution bis zu den Graffitis des Arabischen Frühlings. Künstler:innen nutzen ihre Werke, um auf Missstände hinzuweisen, Machtverhältnisse infrage zu stellen und alternative Visionen aufzuzeigen. Dabei geht es nicht nur um offene Anklage, sondern oft um subtile Irritation. Diese Fähigkeit zur symbolischen Zuspitzung macht Kunst zu einer einzigartigen Kritikinstanz – jenseits von Ideologie und Parteigrenzen.

Gleichzeitig ist Kunst oft auf staatliche Förderung angewiesen. Theater, Museen oder freie Projekte entstehen selten ohne öffentliche Gelder. Daraus ergibt sich ein Spannungsfeld: Wie unabhängig kann Kunst sein, wenn sie finanziell vom Staat unterstützt wird? Und: Wo beginnt Zensur, wo endet künstlerische Freiheit? In autoritären Regimen zeigt sich die politische Brisanz besonders deutlich – dort, wo Kunst unterdrückt wird, fehlt oft auch der gesellschaftliche Dialog.

Politisch engagierte Kunst ist heute wichtiger denn je. In Zeiten von Klimakrise, Demokratiegefährdung und sozialer Spaltung braucht es Räume für Reflexion, Reibung und Hoffnung. Kunst kann Polarisierung entgegenwirken, Brücken bauen und emotionale Tiefen erreichen, die Politik allein oft nicht erreicht. Der Zusammenhang von Kunst und Gesellschaft zeigt sich hier besonders klar: Kunst ist Spiegel der Gesellschaft, aber auch eine Stimme für das, was sonst ungesagt bleibt.

Kunst im digitalen Zeitalter: Neue Räume für gesellschaftliche Spiegelung

Im digitalen Zeitalter hat sich nicht nur die Form, sondern auch die Reichweite von Kunst grundlegend verändert. Plattformen wie Instagram, TikTok oder digitale Ausstellungen ermöglichen eine nie dagewesene Sichtbarkeit und Zugänglichkeit. Dabei zeigt sich: Auch im virtuellen Raum bleibt der Zusammenhang von Kunst und Gesellschaftbestehen – nur die Ausdrucksformen und Orte des Diskurses haben sich verschoben.

Digitale Medien haben Kunst demokratisiert. Früher war der Zugang oft an Galerien, Museen oder bestimmte Milieus gebunden – heute können Memes, digitale Installationen oder Kurzvideos Millionen erreichen. Social Media wird zur Bühne, auf der Kunst politisiert, kontextualisiert und kommentiert wird. Besonders Memes haben sich zu einer neuen Form gesellschaftlicher Spiegelung entwickelt: ironisch, zugespitzt und hochaktuell. Dabei transportieren sie Emotionen, Kritik und Humor in Sekundenbruchteilen – verständlich für ein breites Publikum.

Virtuelle Kunstplattformen wie „The Wrong Biennale“ oder „Feral File“ öffnen völlig neue Räume. Sie ermöglichen partizipative Formate, bei denen Nutzer:innen mitgestalten und in Echtzeit interagieren können. Auch Menschen ohne Zugang zu klassischen Kunsträumen können so Teil eines gesellschaftlichen Dialogs werden. Diese Entwicklung zeigt eindrücklich, warum Kunst wichtig für die Gesellschaft bleibt – auch im digitalen Raum.

Ein weiteres spannendes Feld sind NFTs (Non-Fungible Tokens) und KI-generierte Kunst. Sie werfen neue Fragen auf: Was ist Originalität? Wem gehört ein digitales Kunstwerk? Und: Wie verändert sich der Wert von Kunst, wenn Algorithmen gestalten? Gleichzeitig entstehen durch diese Technologien neue Spiegel der Gesellschaft – etwa in Form von kollaborativen KI-Installationen oder tokenisierten Protestwerken.

So wird deutlich: Auch im Digitalen bleibt Kunst Spiegel der Gesellschaft – schnell, interaktiv, zugänglich. Sie reagiert auf gesellschaftliche Entwicklungen, hinterfragt sie und gestaltet sie mit – oft experimenteller und direkter als je zuvor.

Fazit: Kunst und Gesellschaft im untrennbaren Zusammenhang

Kunst ist weit mehr als ein kulturelles Beiwerk – sie ist ein zentraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Im Laufe der Geschichte und bis heute zeigt sich immer wieder: Der Zusammenhang von Kunst und Gesellschaft ist tief verwurzelt und dauerhaft. Kunst reagiert auf gesellschaftliche Entwicklungen, dokumentiert Zeitgeschehen, eröffnet neue Perspektiven und bringt Menschen ins Gespräch.

Ob als Spiegel politischer Krisen, als kritische Stimme im digitalen Raum oder als Mittel zur Förderung von Empathie und Vielfalt – Kunst erfüllt vielfältige Funktionen, die für eine lebendige, offene Gesellschaft unverzichtbar sind. Sie bringt Emotionen, Konflikte und Visionen zum Ausdruck, die anders oft keinen Raum finden. Genau darin liegt ihr bleibender Wert.

Warum Kunst wichtig für die Gesellschaft ist, lässt sich daher klar benennen: Sie macht Komplexes sichtbar, stellt unbequeme Fragen und inspiriert zum Denken. Als Spiegel zeigt sie den Zustand unserer Zeit – als Kritikerin hinterfragt sie ihn – und als Impulsgeberin bietet sie Denkanstöße für neue Wege. Diese Dreifachrolle macht Kunst zu einem dynamischen Motor gesellschaftlicher Entwicklung.

Gerade in einer Zeit, die von Umbrüchen, Unsicherheiten und digitalen Transformationen geprägt ist, braucht es Räume für Reflexion, Irritation und Austausch. Kunst schafft diese Räume – analog wie digital – und leistet so einen essenziellen Beitrag zur Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft.

Unser Team

Das ist Johannes

Die Liebe zu Film und Musik besteht schon sein ganzes Leben. Schon in der Jugend hat er sich dazu entschlossen, das Filmemachen der Musik vorzuziehen. Durch dieses Projekt hat er nun einen Weg gefunden, auch in der Welt der klassischen Musik seinen Beitrag leisten zu können.

Das ist Dominik

Ein witziger, etwas verschrobener Charakter mit großer Liebe zum Detail. In seiner Freizeit beschäftigte er sich schon in seiner Jugend intensiv mit Zügen. Es gibt keine Baureihe oder Modellnummer, die er nicht kennt. Seinen Beitrag in diesem Projekt leistet er durch das Anfertigen einiger 3d Objekte, welche für diesen Film benötigt werden. Bei dieser Aufgabe kommt sein Blick für das Detail besonders gut zum Einsatz!

Das ist Alfred

Mit Schallwelten erweitert polit-rhythms.blog sein Spektrum um ein starkes, multimediales Format. Der Podcast ist nicht nur Begleitprogramm, sondern Herzstück eines neuen kulturell-politischen Zugangs. Er verbindet Klangkunst mit Analyse, Musik mit Haltung – und Humor mit gesellschaftlichem Ernst. Leser*innen des Blogs finden hier eine akustische Erweiterung der Themen, die bereits in Artikeln, Essays und Interviews verhandelt werden.

Die Integration von Schallwelten bedeutet mehr als einen neuen Menüpunkt. Es ist eine Einladung: an Künstlerinnen, Aktivistinnen, Denkerinnen und Hörerinnen, gemeinsam über die Rolle von Klang in der Gesellschaft nachzudenken. Wie klingt politische Hoffnung? Wie klingt Widerstand? Und wie klingt ein Witz, der zum Nachdenken bringt?

Der Podcast bietet ein offenes Forum für Diskussionen über Musik, Gesellschaft und politische Herausforderungen. Schallwelten macht hörbar, was oft übersehen wird – und bringt Menschen zusammen, die über Klang neue Wege der Verständigung suchen.

Der Mensch als politisches und soziales Wesen ist seit Jahrtausenden ein Topos der Philosophie.

Nach Aristoteles geht die Suche nach einem „guten Leben“ einher mit der Staatenbildung und der Entwicklung des Menschen zum sozialen und damit politischen Wesen. Fast 2 ½ Jahrtausende sind seit dieser Feststellung vergangen und einem „guten Leben“ für alle waren wir (zumindest in unseren westlichen Demokratien) noch nie so nahe wie in den vergangenen 80 Jahren. Dennoch verdunkelt sich dieses Bild im letzten Jahrzehnt zusehends und allenthalben wird von einer Krise des Westens gesprochen. Aberwitzige Heilsversprechen wechseln sich mit Verschwörungstheorien ab und die Protagonisten des rechten wie linken Lagers, welche sich nach dem letzten Krieg zu einem scheinbaren Konsens zusammengefunden hatten, gehen mit schonungsloser Härte auf einander los. Oft scheint es, dass es uns zu gut geht und wir in absurder Hybris denjenigen herausfordern wollten, der für die Benefizien der letzten Jahrzehnte verantwortlich war, nämlich uns selbst und unsere Mitmenschen.
Dabei zeigt sich flächendeckend in allen Demokratien westlichen Zuschnitts ein ähnliches Bild. Bürger bildungsfernerer Schichten neigen eher utopischen Versprechen politischer Parteien zu, als die von manchen politischen Demagogen zur „selbsternannte Eliten“ erklärten Menschen. Dabei ergibt sich ein paradoxes Ergebnis: eher einkommensschwache Menschen neigen dazu, Politiker zu wählen, die ihnen das genaue Gegenteil von dem versprechen, was ihre früheren Interessenvertreter für sie erreichten oder erreichen wollten. Oder anders herum: was bewegt einen Menschen in prekären finanziellen Verhältnissen dazu, jemanden zu wählen, der ihm unter dem Strich eine Zunahme seines Prekariats verspricht?
Die Kampflinien müssen sich also verschoben haben. Das materielle Missverhältnis und sein Leidensdruck ist einem Leidensdruck aufgrund mangelnder Bildung und daher mangelnder politischer Teilhabe gewichen. Da genau das unter anderen die meisten rechtspopulistischen Parteien begriffen haben und diese Saite virtuos bespielen, eilen sie von Wahlerfolg zu Wahlerfolg.
Angesichts dieser Massenbewegungen fühlt sich das Individuum machtlos. Vielleicht sind wir dazu verdammt, einfach nur Zuseher zu sein, vielleicht sind wir auch nur Teil einer zyklischen Abwärtsbewegung, welche letztlich auch irgendwann wieder in eine Aufwärtsbewegung übergehen wird?

In jedem Fall muss es um Bildung gehen, und zwar nicht nur Bildung im Sinne von Akkumulation von Wissen, sondern auch um jene Art Bildung, welche man im 19. Jahrhundert noch „Herzensbildung“ nannte, also die Fähigkeit, sich in das Gegenüber einzufühlen, auch den politischen Gegner leben zu lassen und letztlich die Täter und Opfer der Vergangenheit in einer Art emphatischer Geschichtsschreibung zu verstehen.
Angesichts der multiplen Krisen der Gegenwart starteten wir in einem der Covid-bedingten Lockdowns unser Projekt Resistenza, zunächst in innerfamiliären Diskussionen, laufend aber erweitert durch Hereinnahme von Meinungen von Freunden, musikalischen Arbeitskollegen und Studienkollegen, sowie Professoren aus dem Sektor Digital Arts. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Gruppe unserer „Musen“ von Monat zu Monat wuchs. War es zunächst noch ein allgemeines Unwohlsein angesichts des populistischen (rechten wie linken) Zeitgeistes, der uns vorantrieb, so war spätestens ab dem 24.2.2024, dem Einmarsch von Russland in der Ukraine, klar, dass auch ein machtloses Individuum sich den Zeitläuften stellen muss und Position beziehen kann.
Die mehrheitlich von Russland, aber leider auch immer wieder von Politikern des Westens dümmlich vorgetragene wechselseitige Behauptung, der Gegner sei faschistisch oder gar nationalsozialistisch, lässt nur einen Schluss zu. Der Begriff Faschismus wird mittlerweile so inflationär verwendet, dass er, angewandt auf eine bestimmte Personengruppe, nur falsch sein kann und sozusagen eher die subjektive Vorstellung eines allgemeinen „Bösen“ transportiert, als ein wissenschaftlich korrekter Begriff zu sein. Diesbezüglich sehr hilfreich ist die Lektüre von Roger Griffins „Fascism: An Introduction to Comparative Fascist Studies“.
Wie verknüpft man aber nun Politik, Film und Musik? Im Unterschied zur Wissenschaft, welche Theoreme prüft, verwirft oder bestätigt, meist faktenbasiert arbeitet und oft auch nicht auf Statistiken verzichten kann, ist die Kunst intuitiv, sie kann sich von Wissenschaft wohl inspirieren lassen, beantwortet aber keine Fragen, sondern stellt diese. Kunst verwendet Chiffren und Metaphern und ist deshalb oft nicht selbsterklärend.
Ganz besonders gilt dies für die Musik.
Die Verwendung eines zweiten Mediums, in unserem Fall des Films, kann zur Erklärung beitragen, kann aber auch, werden hier wieder (diesmal optische) Chiffren und Metaphern verwendet, den Inhalt noch rätselhafter machen. Wir waren uns von Anfang an bewußt, dass eine solche Vorgehensweise das Publikum vor gewisse Herausforderungen stellen musste.
In diesem Sinne haben wir versucht, Kontexte herzustellen, welchen manchen als Kategorienfehler erscheinen mögen, uns aber halfen, die schier unbewältigbare Menge an Daten zu bündeln.
Damit sind wir sozusagen direkt beim 1. Satz der Symphonie gelandet.Grundsätzlich bevorzugten wir von Beginn an die italienische Seite des Faschismus. Adornos „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch, und das frisst auch die Erkenntnis an, warum es unmöglich ward, heute Gedichte zu schreiben.“ war nur allzu präsent. Die Monstrosität des deutschen Vorgehens in
dieser Zeit entzieht sich regelrecht jeder Vorstellungskraft und verhindert damit auch bis heute
jeden Akt der künstlerischen Darstellung.
Gewalt macht dem Künstler ja generell die Darstellung schwer, doch gibt es eine Art von Gewalt, welche in der Natur der Musik angelegt erscheint und den künstlerischen Zugriff durchaus ermöglicht.
Betrachtet man zudem aktuelle populistische Standpunkte und die Argumente der frühen Faschisten der 20er Jahre, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es dabei grundsätzlich fast immer um niedrigste menschliche Neigungen, wie Neid, Gier, Faulheit, Stolz etc geht. Der Rekurs auf die klassischen christlichen Todsünden, wie sie auch Dante Alighieri in seiner Divina comedia drastisch mit Strafen belegt, war daher naheliegend.
Überhaupt Dante! Sein machtloses Anschreiben, seine persönliche „Resistenza“ gegen eine florentinische Politik, die in seinen Augen entmenschlicht und grausam war, spannte ab Beginn der Verfilmung der Symphonie ihren Bogen über die Thematik und gab die Chiffren und Metaphern vor.
So wurde der 1. Satz gleichsam musikalisch und filmisch ein Traum des Dichters, der vor den katastrophalen Auswirkungen dieses menschlichen Fehlverhaltens warnt. Im 13.Jahrhundert führten diese Verfehlungen zunächst zu einem Machtgewinn von Florenz, um später in die völlige politische Bedeutungslosigkeit zu münden. Das 20. Jahrhundert hatte für Italien ein ähnliches Schicksal bereit, allerdings quasi im Zeitraffer.
Dante selbst tritt dabei mehrfach auf und wird als Protagonist der „Herzensbildung“ am Ende des 1. Satzes von Mussolini in den Abgrund gestürzt. Zuvor werden exemplarisch an einem Urmenschen die Auswirkungen von Faulheit, Wolllust (der Macht), Gier, Neid, Zorn und Stolz dargestellt. Musikalisch bewegen wir uns dabei zwischen einer Art musikalischer Chiffrenbildung als Akt der persönlichen Psychohygiene und klassischer Programmmusik unter Verwendung verschiedener Kompositionstechniken. Sowohl Film wie auch Musik sollen allein stehen können, sich aber im Idealfall einer gemeinsamen Aufführung ergänzen.
Bezogen auf die Divina comedia befinden wir uns im Purgatorium.
Die Sünden sind noch rückgängig zu machen, wohingegen der 2. Satz in rasantem Tempo in die Katastrophe führt und somit dem Inferno nachempfunden ist. Der Aufstieg des Faschismus ist nun unumkehrbar. Die berüchtigte Rede Mussolinis zur Rechtfertigung der italienischen Rassegesetze in Triest 1938 wird zum rhythmischen Modell des Trompeteneinsatzes bereits in Takt 9. Von da an geht es zwar musikalisch noch ein wenig aufwärts, die Resistenza hatte sich noch nicht flächendeckend formiert. Ab Takt 63 setzt aber eine Lawine ein, die unter sich alles begräbt. Während des minutenlang anhaltenden Abstiegs werden nochmals die (im Sinne von Roger
Griffin) klassischen Mythen des Regimes evoziert (kulturelle Überlegenheit, Zentrum der Weltkirche, die Vittoria muttilata des 1. Weltkriegs (eine Entsprechung zur deutschen Dolchstoßlegende) und zuletzt das intellektuelle Konzept des Futurismus). Alles endet in einer Orgie aus Blut und Gewalt. Hier (ab Takt 153) regiert die Hölle der Gewalttäter und der Verräter. Wie auch das Inferno endet der 2. Satz nicht mit den Gewalttätern und ihrem Blutstrom, sondern in der Kälte des Verrats. Davon ist auch die Resistenza nicht ausgenommen. Es erfrieren am Ende alle und nur die Hoffnung auf eine bessere Zukunft leitet zuletzt zum 3.Satz über. Der 2. Satz endet mit der Partituranweisung „scharf abreissen“.
So klar, wie sich manche heute den 25.4.1945 vorstellen, war es aber nicht. Der Frieden beendete die multiplen Fehden und gegenseitigen Gewaltanwendungen gerade eben nicht. Man vermutet, dass mindestens noch 10.000 Menschen im Rahmen der Nachkriegsgewalt im Sinne von Rache und Gegenrache ums Leben kamen. Manche faschistischen Gewalttäter wurden noch während ihres Prozesses an den „corti d’assise“ (den Schwurgerichtshöfen) von der Menge im Gerichtsgebäude gelyncht. Der italienische Staat hatte einen schweren Beginn. Die musikalischen Themen des 1. Satzes nehmen wieder Gestalt an, sie sind nur jetzt tonaler und damit beruhigter gestaltet. Der Wiederaufbau ist in aller Interesse. Der Fokus aller liegt jetzt auf der Gestaltung des zukünftigen Staates. Soll er wieder eine konstitutionelle Monarchie wie vor dem Krieg oder eine Republik werden? Die Kräfte der Vernunft siegen 1946, die Monarchie wird abgewählt, ab Takt 25 übernimmt eine mehrstimmige Fuge langsam das Heft des musikalischen Handelns.
Nur die Flutkatastrophe des Jahres 1953, die fast zum Erliegen des republikanischen Kompromisses geführt hätte, kann nochmals in chaotische Zeit zurückführen. Ab dann beginnen jene 70 Jahre, auf die wir heute zurückblicken.
Ist es in diesen Jahren gelungen, die Menschen vom Wert der Vernunft zu überzeugen?
Kann eine Partei, wie die Fratelli d’Italia, den Weg der italienischen Verfassung weitergehen? Wie steht es mit den anderen populistischen Parteien in Europa ? Stehen wir vor einer Normalisierung und Einbindung dieser Parteien in den Verfassungsbogen oder vor einer neuen faschistischen Welle? Niemand weiß es und solange dies so ist, sollten wir wachsam sein. Dante hat seinen Fiebertraum ausgeträumt. Sein Gesichtsausdruck bleibt skeptisch, der Tanz der Sterne, mit welchem sein Paradiso endet, hat einige dunkle Flecken.
Dieser Skepsis ist unser Op.39, Resistenza gewidmet.

 Op.39 nähert sich in Metaphern der furchtbaren Zeit zwischen 1921 und 1945. Entscheidenden Einfluss auf die Entstehung des folgenden Werkes hatte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Ein ganz mittlerweile totalitäres Regime lässt seine politisch apathische Bevölkerung glauben, dass der Systemfeind, nämlich die liberal verfassten Demokratien, das „heilige“ Russland bedroht und entfesselt vor den Augen einer zunächst ungläubig beobachtenden Weltbevölkerung einen Vernichtungskrieg gegen ein viel kleineres Land.

So ungläubig wir zunächst staunten, so entsetzt sind wir nun und manche Parallelen zum faschistischen Italien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommen uns in den Sinn.

War das Kriegsziel Italiens zunächst Nordafrika, so wendet sich nach 1943 der Vernichtungswille nach innen, gegen den inneren Feind, die sich rasch formierenden Partisanen und die eigene Bevölkerung.

Eine Ironie der Geschichte ist es, dass ein guter Teil dieser Partisanen seine Hoffnung gerade auf jenes Russland setzte, welches 80 Jahre später selbst zur mörderischen Imperialmacht wird.

Im Film und der Symphonie gehen wir in 3 Sätzen der Entstehung des liberal verfassten Italiens nach. Welche Voraussetzungen für die Entstehung eines faschistischen Regimes müssen überhaupt gegeben sein. Trägt nicht jeder von uns in bestimmten Situationen sein Scherflein dazu bei? In Traumbildern werden 6 gesellschaftliche Stände (Bauern, Klerus, Bürger, Arbeiter, Intellektuelle, Soldaten) mit 6 Todsünden aus Dante Alighieris Purgatorium verknüpft.

In der Vorbereitung zu meiner symphonischen Dichtung „8. September“ habe ich mit zahlreichen Angehörigen der ANPI (assiciazione nazionale dei partigiani italiani) gesprochen, mit politisch uninteressierten „Normalitalienern“ und naturgemäß die historische Standardliteratur zum Thema Faschismus und Partisanen in Italien gewälzt. Bei der Frage nach einer Definition des Faschismus konnten mir die wenigsten weiterhelfen.

Das psychologische Profil des „Proto-Faschisten“ sollte aber der Inhalt des 1. Satzes meines symphonischen Werks werden, sodass es in den letzten beiden Jahren schon Momente gab, in welchen ich das Vorhaben schon fast aufgegeben hätte.

Erst die kurze Abhandlung „Faschismus, eine Einführung in die vergleichende Faschismusforschung“ von Roger Griffin hat mich in meinem Vorhaben wieder bestärkt. Die Definition „ein auf Mythen basiertes palingenetisches Narrativ einer ‚Ultranation“ ist für mich schon sehr schlüssig und erleichterte mir die Komposition des 1. und derzeit auch den 2. Satzes. Inwiefern diese Definition auch auf den derzeitigen Zustand des russischen Staates zutrifft, überlasse ich jedem Einzelnen.

Die Komposition ist wohl als Akt einer persönlichen Psychohygiene zu verstehen und als Versuch des Erkenntnisgewinns.

Grundsätzlich nimmt sich das Projekt zweier Problemfelder der klassischen Musik an und versucht auf eigene Weise einen Beitrag dazu zu leisten.

  1. Vermag nicht-vokale klassische Musik eine politische Botschaft zu vermitteln und wird in solchen Fällen die Symphonie zur Programmmusik bzw symphonischen Dichtung?
  2. Wie steht es um die Vermittlung klassischer (zumal in unserem Fall moderner klassischer) Musik an die Jugend? Welche Parameter (Rhythmus, Dauer, Verbildlichung etc) können dazu herangezogen werden?

 

ad 1. Der Gegensatz von Wort und Musik wurde kulturphilosophisch über Jahrhunderte kontrovers diskutiert. Schon mit der Komposition der ersten rein instrumentalen Musikstücke stellte man sich die Frage, ob die Musik nicht wichtiger sei als die Worte und wer der Begleiter des anderen sein sollte. Als mit Mozart und Beethoven die absolute Musik ihren Siegeszug antrat, schien für einen kurzen Augenblick der explizite Inhalt von Musik in den Hintergrund gedrängt zu sein. Doch schon wenige Jahrzehnte darauf erlebte die Vokalmusik in Form der Oper eine gewaltige Renaissance. War der Inhalt der Barockoper noch mehr oder weniger eine Form der Panegyrik, so entwickelte sich speziell in Italien die Oper rasch zur politischen Kampfansage. Die Vokalmusik hatte sich somit einen Themenbereich erschlossen, welcher bis zum heutigen Tag nicht mehr aufgegeben wurde. (siehe Bob Dylan, siehe Pussy riot).

Die non-vokale Musik hat es da deutlich schwerer. Zum einen ist ihr ein expliziter Inhalt mangels Worten nicht direkt anzuhören, zum anderen ist sie Kraft ihrer Herkunft eher dem ephemeren Bereich der Geisteswissenschaften zugeordnet. Eine Möglichkeit der Lösung bot lange Zeit die sogenannte Programmmusik an, eine Art musikalischer Beschreibung expliziter Inhalte. Paradoxerweise hat gerade Beethoven eines der ersten diesbezüglichen Werke (seine 6. Symphonie) komponiert. Die im 20 Jahrhundert zunehmend ausgefeiltere Filmmusik ist als eine direkte Tochter dieser Programmmusik zu verstehen.Während klassische Komponisten wie Bartok und Shostakovich versuchten ihren Musikstücken politische Inhalte zu geben (7.,8.und 10. Symphonie von Shostakovich, sowie Konzert für Orchester von Bartok), haben insbesondere italienische Filmkomponisten immer wieder Filme politischen Inhalts vertont.(Ennio Moricone in „1900″ von Bertolucci, und Nino Rota in der „Orchesterprobe“ und zuvor schon in „Liebe und Anarchie“ von Lina Wertmüller.

ad 2. Der Bedeutungsverlust von klassischer Musik im 20. Jahrhundert wird nirgends so eindrücklich beschrieben wie in Alex Ross’ „The rest is noise“. Welche Parameter der Musik dazu beitragen, dass die 2-3 Minüter der Popkultur ein Massenpublikum finden, während die Konzerthäuser und Symphonieorchester dieser Welt sich immer schwerer tun, ihre Hallen zu füllen, wird nach wie vor heiß diskutiert. Aus unserer Sicht macht man es sich zu einfach, die Problematik einfach mit der sozialen Zugehörigkeit von bestimmten Stilrichtungen zu erklären. Es sind eher die unterschiedlich komplexen Angebote an unsere Wahrnehmung, welche die eine Stilrichtung anschlussfähiger machen und die andere weniger.

Bei einer Studie, welche die ARD in den Jahren 2004/2005 durchführte waren insbesondere die Begründungen des Desinteresses an klassischer Musik recht aufschlussreich.In der Wahrnehmung der E-Musikdistanzierten ist klassische Musik häufig langweilig (56 %), zu schwermütig (59 %), zu anstrengend (52 %) oder zu wenig abwechslungsreich (37 %). Inwiefern visuelle Darstellung der Inhalte der klassischen Musik diese erschreckenden Zahlen verbessern könnten, wurde aufgrund eines Mangels an Angebot begreiflicherweise nicht untersucht.

Das Projekt „Resistenza – 8. September“ versucht nun, diesen beiden Problemfeldern Rechnung zu tragen. Die Idee zu dem Projekt entstand im Frühjahr 2022, als der politische Schock über den russischen Vernichtungskrieg in der Ukraine noch relativ frisch war.

Ein ganz offensichtlich faschistisches Regime (siehe die Definition von Roger Griffin) lässt seine politisch apathische Bevölkerung glauben, dass der Systemfeind, nämlich die liberal verfassten Demokratien, das „heilige“ Russland bedroht und entfesselt vor den Augen einer zunächst ungläubig beobachtenden Weltbevölkerung einen Vernichtungskrieg gegen ein viel kleineres Land. So ungläubig wir zunächst staunten, so entsetzt waren wir nun und manche Parallelen zum faschistischen Italien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen uns in den Sinn. War das Kriegsziel Italiens zunächst Nordafrika, so wendet sich nach 1943 der Vernichtungswille nach innen, gegen den inneren Feind, die sich rasch formierenden Partisanengruppen und die eigene Bevölkerung. Eine Ironie der Geschichte ist es, dass ein guter Teil dieser Partisanen seine Hoffnung gerade auf jenes Russland setzte, welches 80 Jahre später selbst zur mörderischen Imperialmacht wurde.

Von Anfang an war klar, dass eine politische Analyse nicht Inhalt einer Symphonie sein konnte und auch im normalen Konzertbetrieb nichts verloren hätte. Von einer Anschlussfähigkeit vor allem an jugendliches Publikum ganz zu schweigen. Vielmehr mußte die Auseinandersetzung metaphorischer Natur sein, was ja dem Wesen von Musik entspricht. Auch die filmische Darstellung, welche von uns im Bewusstsein der mangelnden Präzision von Musik gewählt wurde, durfte aber nicht zu explizit werden, wollten wir nicht schlicht einen Dokumentarfilm zur entstehenden Symphonie drehen. Der Film und die Musik wollen sozusagen die Quadratur des Kreises: emotionaler Anschluss UND rationale Auseinandersetzung!

Einen gewissen, wenn auch zeitlich sehr fernen Anknüpfungspunkt bot uns in spezieller Weise Dante Alighieris Werk, auch weil beim Thema Italien Dante geradezu zwangsläufig ins Spiel kommt. Nicht nur in der Comedia, sondern vor allem auch der philosophischen Abhandlung De Monarchia libri tres geht Dante den Problemen von Machtausübung nach.

Er sieht dies Anfang des 14. Jahrhunderts natürlich vor dem ethischen Kodex der katholischen Kirche, seine Bildsprache ist dabei aber so überwältigend, dass sich deren Einbau in ein aktuelles politisches Geschehen geradezu aufdrängt. Die Bilder der Strafen für menschliches Fehlverhalten im sozialen Kontext sind so einprägsam, dass sie sozusagen für das Fehlverhalten selbst stehen können und sich einer filmischen wie auch musikalischen Darstellung anbieten.

Im Film und der Symphonie gehen wir deshalb in 3 Sätzen der Entstehung des liberal verfassten heutigen Italiens mit Hilfe dieser Bilder nach.

Welche Voraussetzungen für die Entstehung eines faschistischen Regimes müssen überhaupt gegeben sein und was führt letztlich zu seinem Sturz?

Trägt nicht jeder von uns in bestimmten Situationen sein Scherflein dazu bei?

In Traumbildern werden 6 gesellschaftliche Stände (Bauern, Klerus, Bürger, Arbeiter, Intellektuelle, Soldaten) mit 6 Todsünden und ihren Strafen aus Dante Alighieris Purgatorium verknüpft.

Wir erzählen hier bewußt keine Geschichte, der Ur-oder Baummensch des Beginns entwickelt sich während des Fortgangs des 1.Satzes ganz allmählich, nimmt einmal die Gestalt eines Landmanns an und stellt wenig später wieder die Figur des auf seinen Profit bedachten Bürgers dar. Zu guter Letzt finden sich alle Prototypen am Ausgang des zu Beginn beschrittenen Labyrinths wieder.

Während Dante Alighieri am gegenüberliegenden Hang noch ein letztes Mal den Glanz der Zivilisation leuchten läßt, steht der Faschismus letztlich als großer Nutznießer all der vorhergehenden Verfehlungen da.

Der politische Zyniker Mussolini stößt den idealistischen Dante Alighieri in den Abgrund. Hier ist Dante nicht nur der politische Phantast, sondern auch das Symbol für Kultur und Zivilisation schlechthin.

Der 2. Satz schildert den Faschismus zunächst als breite Bewegung, als Versprechen einer besseren Zukunft (Palingenese nach Roger Griffin), in welcher irrlichternd die 4 Mythen des Regimes in Rom auftauchen:

1.Das Italien der Renaissance, welches die Fiktion der kulturellen Überlegenheit bietet

2. Das klerikale Italien als Mythos der göttlichen Sendung

3. Das Italien des 1. Weltkriegs und sein gestohlener Sieg (vittoria mutilata) als Pendant zur deutschen Dolchstoßlegende und

4. Das futuristische Italien mit seinen technischen Errungenschaften und seiner überlegenen Kraft und Geschwindigkeit.

Danach geht es nur noch bergab. Eine Lawine begräbt alle Teile des öffentlichen Lebens, sie spart nicht einmal die Mythen aus, welche nun sinnentleert und hohl erscheinen und zunehmend Schaden nehmen.

Entschiedene Gegenwehr entsteht in der Mitte des 2. Satzes. Die Partisanen nehmen den Kampf auf. Über alle politischen Gräben hinweg wird dieser Kampf geführt. Dantes Inferno schlägt den Takt dazu.  Die Traumbilder und ihre musikalische Umsetzung nehmen darauf und auf das Standardwerk „I crimini di Salò“ Bezug. Im Zentrum unserer Betrachtung stehen hier natürlich die Gewalt und der Verrat. die Auflösung aller zivilisatorischen Bindungen. Hier haben alle sozialen Strukturen aufgehört zu existieren. Es gibt nur noch Täter und Opfer.

Erst der 3.Satz ordnet die ins Chaos gestürzte Welt. Ein langsamer, schmerzhafter Heilungsprozess setzt ein. Der Organismus wird gereinigt, wie im Aufstieg ins Paradiso von Dante Alighieri erhalten sämtliche Glieder des Staates wieder ihre Ordnung. Ein Tanz der Lichter beendet die Symphonie und den Film.

Neben der politischen Aussage des Werks versuchen wir durch Einbindung neuerer Medien und Techniken der Animation, der Stop Motion und der Collage die Spannung im Zuschauerraum hoch zu halten, obwohl das Werk ca 25 min Aufführungsdauer hat.

Inwiefern es gelingen kann, auch E-Musikdistanzierte für diese neue Art von musikalischer Klassik zu begeistern, können wir derzeit nicht beurteilen und wird wohl auch an der spezifischen PR der Veranstalter und den Rahmenbedingungen der Konzerte liegen.

Im besten Falle löst das Werk eine lebendige Debatte über Musikwahrnehmung, politische Kultur und unsere Conditio Humana aus.

Der Bedeutungsverlust von klassischer Musik im 20. Jahrhundert wird nirgends so eindrücklich beschrieben wie in Alex Ross’ „The rest is noise“. Welche Parameter der Musik dazu beitragen, dass die 2-3 Minüter der Popkultur ein Massenpublikum finden, während die Konzerthäuser und Symphonieorchester dieser Welt sich immer schwerer tun, ihre Hallen zu füllen, wird nach wie vor heiß diskutiert. Aus unserer Sicht macht man es sich zu einfach, die Problematik einfach mit der sozialen Zugehörigkeit von bestimmten Stilrichtungen zu erklären. Es sind eher die unterschiedlich komplexen Angebote an unsere Wahrnehmung, welche die eine Stilrichtung anschlussfähiger machen und die andere weniger.

Bei einer Studie, welche die ARD in den Jahren 2004/2005 durchführte waren insbesondere die Begründungen des Desinteresses an klassischer Musik recht aufschlussreich.In der Wahrnehmung der E-Musikdistanzierten ist klassische Musik häufig langweilig (56 %), zu schwermütig (59 %), zu anstrengend (52 %) oder zu wenig abwechslungsreich (37 %). Inwiefern visuelle Darstellung der Inhalte der klassischen Musik diese erschreckenden Zahlen verbessern könnten, wurde aufgrund eines Mangels an Angebot begreiflicherweise nicht untersucht. Das Projekt „Resistenza – 8. September“ versucht nun, diesen beiden Problemfeldern Rechnung zu tragen. Die Idee zu dem Projekt entstand im Frühjahr 2022, als der politische Schock über den russischen Vernichtungskrieg in der Ukraine noch relativ frisch war.

Ein ganz offensichtlich faschistisches Regime (siehe die Definition von Roger Griffin) lässt seine politisch apathische Bevölkerung glauben, dass der Systemfeind, nämlich die liberal verfassten Demokratien, das „heilige“ Russland bedroht und entfesselt vor den Augen einer zunächst ungläubig beobachtenden Weltbevölkerung einen Vernichtungskrieg gegen ein viel kleineres Land. So ungläubig wir zunächst staunten, so entsetzt waren wir nun und manche Parallelen zum faschistischen Italien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen uns in den Sinn. War das Kriegsziel Italiens zunächst Nordafrika, so wendet sich nach 1943 der Vernichtungswille nach innen, gegen den inneren Feind, die sich rasch formierenden Partisanengruppen und die eigene Bevölkerung. Eine Ironie der Geschichte ist es, dass ein guter Teil dieser Partisanen seine Hoffnung gerade auf jenes Russland setzte, welches 80 Jahre später selbst zur mörderischen Imperialmacht wurde.

Von Anfang an war klar, dass eine politische Analyse nicht Inhalt einer Symphonie sein konnte. Vielmehr mußte die Auseinandersetzung metaphorischer Natur sein, was ja dem Wesen von Musik entspricht. Auch die filmische Darstellung, welche von uns im Bewusstsein der mangelnden Präzision von Musik gewählt wurde, durfte aber nicht zu explizit werden, wollten wir nicht schlicht einen Dokumentarfilm zur entstehenden Symphonie drehen.

Im Film und der Symphonie gehen wir nun in 3 Sätzen der Entstehung des liberal verfassten heutigen Italiens nach. Welche Voraussetzungen für die Entstehung eines faschistischen Regimes müssen überhaupt gegeben sein? Trägt nicht jeder von uns in bestimmten Situationen sein Scherflein dazu bei? In Traumbildern werden 6 gesellschaftliche Stände (Bauern, Klerus, Bürger, Arbeiter, Intellektuelle, Soldaten) mit 6 Todsünden aus Dante Alighieris Purgatorium verknüpft. Am Schluss des 1. Satzes steht der Faschismus als großer Nutznießer all dieser Verfehlungen da. Der politische Zyniker Mussolini stößt den idealistischen Dante Alighieri in den Abgrund. Der 2. Satz schildert den Faschismus als Lawine, welche sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens unter sich begräbt. Dabei tauchen irrlichternd 4 Mythen des Regimes in Rom auf: 1.Das Renaissance Italien, welches die Fiktion der kulturellen Überlegenheit bietet, 2. Das klerikale Italien als Mythos der göttlichen Sendung, 3. Das Italien des 1. Weltkriegs und sein gestohlener Sieg (vittoria mutilata) als Pendant zur deutschen Dolchstoßlegende und 4. Das futuristische Italien mit seinen technischen Errungenschaften und seiner überlegenen Kraft und Geschwindigkeit. Entschiedene Gegenwehr entsteht in der Mitte des 2. Satzes. Die Partisanen nehmen den Kampf auf. Über alle politischen Gräben hinweg wird dieser Kampf geführt. Dante Alighieris Inferno schlägt den Takt dazu. Die Traumbilder und ihre musikalische Umsetzung nehmen darauf und auf das Standardwerk „I crimini di Salò“ Bezug. Erst der 3.Satz ordnet die ins Chaos gestürzte Welt. Ein langsamer, schmerzhafter Heilungsprozess setzt ein. Der Organismus wird gereinigt, wie im Aufstieg ins Paradiso von Dante Alighieri erhalten sämtliche Glieder des Staates wieder ihre Ordnung. Ein Tanz der Lichter beendet die Symphonie und den Film.

Neben der politischen Aussage des Werks versuchen wir durch Einbindung neuerer Medien und Techniken der Animation, der Stop Motion und der Collage die Spannung im Zuschauerraum hoch zu halten, obwohl das Werk ca 25 min Aufführungsdauer hat. Inwiefern es gelingen kann, auch E-Musikdistanzierte für diese neue Art von musikalischer Klassik zu begeistern, können wir dzt nicht beurteilen und wird wohl auch an der spezifischen PR der Veranstalter und den Rahmenbedingungen der Konzerte liegen. Im besten Falle löst das Werk eine lebendige Debatte über Musikwahrnehmung, politische Kultur und unsere Conditio Humana aus.

Nach militärischen Mißerfolgen und nach der Sitzung des Großen faschistischen Rates am 25. Juli 1943 wird der Führer Italiens Benito Mussolini, genannt il Duce, gestürzt und inhaftiert. Sein Amtsnachfolger, der Faschist Pietro Badoglio, erklärt am 8.September 1943 einen einseitigen Waffenstillstand mit den Alliierten Truppen, welche im Begriff sind, Italien von Süden her zu erobern. Dies hat zwei gravierende Konsequenzen: 1.Das nazionalsozialistische Deutschland „befreit“ wenige Tage danach den inhaftierten Duce aus seiner Haft am Gran Sasso und ordnet die Gründung der Republica sociale italiana in Salò sul Garda an. 2.Die versprengten italienischen Truppenteile im Norden des Landes versuchen einerseits nach Süden zu gelangen. Vielen Soldaten aber ist der Weg zu gefährlich und sie werden zu Keimzellen des sich formierenden Widerstandes gegen das nazionalsozialisische Deutschland und seine Marionettenregierung in Salò.

Nach einem Partisanenkampf, der in der europäischen Geschichte seinesgleichen sucht, wird am 25.April 1945 auch der Norden des Landes befreit. Das folgende Werk nähert sich in Metaphern der furchtbaren Zeit zwischen 1921 und 1945. Entscheidenden Einfluss auf die Entstehung des folgenden Werkes hatte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Ein ganz offensichtlich faschistisches Regime (siehe die Definition von Roger Griffin) lässt seine politisch apathische Bevölkerung glauben, dass der Systemfeind, nämlich die liberal verfassten Demokratien, das „heilige“ Russland bedroht und entfesselt vor den Augen einer zunächst ungläubig beobachtenden Weltbevölkerung einen Vernichtungskrieg gegen ein viel kleineres Land. So ungläubig wir zunächst staunten, so entsetzt sind wir nun und manche Parallelen zum faschistischen Italien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommen uns in den Sinn. War das Kriegsziel Italiens zunächst Nordafrika, so wendet sich nach 1943 der Vernichtungswille nach innen, gegen den inneren Feind, die sich rasch formierenden Partisanen und die eigene Bevölkerung. Eine Ironie der Geschichte ist es, dass ein guter Teil dieser Partisanen seine Hoffnung gerade auf jenes Russland setzte, welches 80 Jahre später selbst zur mörderischen Imperialmacht wird. Im Film und der Symphonie gehen wir in 3 Sätzen der Entstehung des liberal verfassten Italiens nach. Welche Voraussetzungen für die Entstehung eines faschistischen Regimes müssen überhaupt gegeben sein. Trägt nicht jeder von uns in bestimmten Situationen sein Scherflein dazu bei? In Traumbildern werden 6 gesellschaftliche Stände (Bauern, Klerus, Bürger, Arbeiter, Intellektuelle, Soldaten) mit 6 Todsünden aus Dante Alighieris Purgatorium verknüpft.

ad 1. Der Gegensatz von Wort und Musik wurde kulturphilosophisch über Jahrhunderte kontrovers diskutiert. Schon mit der Komposition der ersten rein instrumentalen Musikstücke stellte man sich die Frage, ob die Musik nicht wichtiger sei als die Worte und wer der Begleiter des anderen sein sollte. Als mit Mozart und Beethoven die absolute Musik ihren Siegeszug antrat, schien für einen kurzen Augenblick der explizite Inhalt von Musik in den Hintergrund gedrängt zu sein. Doch schon wenige Jahrzehnte darauf erlebte die Vokalmusik in Form der Oper eine gewaltige Renaissance. War der Inhalt der Barockoper noch mehr oder weniger eine Form der Panegyrik, so entwickelte sich speziell in Italien die Oper rasch zur politischen Kampfansage. Die Vokalmusik hatte sich somit einen Themenbereich erschlossen, welcher bis zum heutigen Tag nicht mehr aufgegeben wurde. (siehe Bob Dylan, siehe Pussy riot).

Die non-vokale Musik hat es da deutlich schwerer. Zum einen ist ihr ein expliziter Inhalt mangels Worten nicht direkt anzuhören, zum anderen ist sie Kraft ihrer Herkunft eher dem ephemeren Bereich der Geisteswissenschaften zugeordnet. Eine Möglichkeit der Lösung bot lange Zeit die sogenannte Programmmusik an, eine Art musikalischer Beschreibung expliziter Inhalte. Paradoxerweise hat gerade Beethoven eines der ersten diesbezüglichen Werke (seine 6. Symphonie) komponiert. Die im 20 Jahrhundert zunehmend ausgefeiltere Filmmusik ist als eine direkte Tochter dieser Programmmusik zu verstehen.Während klassische Komponisten wie Bartok und Shostakovich versuchten ihren Musikstücken politische Inhalte zu geben (7.,8.und 10. Symphonie von Shostakovich, sowie Konzert für Orchester von Bartok), haben insbesondere italienische Filmkomponisten immer wieder Filme politischen Inhalts vertont.(Ennio Moricone in „1900″ von Bertolucci, und Nino Rota in der „Orchesterprobe“ und zuvor schon in „Liebe und Anarchie“ von Lina Wertmüller.

ad 2. Der Bedeutungsverlust von klassischer Musik im 20. Jahrhundert wird nirgends so eindrücklich beschrieben wie in Alex Ross’ „The rest is noise“. Welche Parameter der Musik dazu beitragen, dass die 2-3 Minüter der Popkultur ein Massenpublikum finden, während die Konzerthäuser und Symphonieorchester dieser Welt sich immer schwerer tun, ihre Hallen zu füllen, wird nach wie vor heiß diskutiert. Aus unserer Sicht macht man es sich zu einfach, die Problematik einfach mit der sozialen Zugehörigkeit von bestimmten Stilrichtungen zu erklären. Es sind eher die unterschiedlich komplexen Angebote an unsere Wahrnehmung, welche die eine Stilrichtung anschlussfähiger machen und die andere weniger.

Bei einer Studie, welche die ARD in den Jahren 2004/2005 durchführte waren insbesondere die Begründungen des Desinteresses an klassischer Musik recht aufschlussreich.In der Wahrnehmung der E-Musikdistanzierten ist klassische Musik häufig langweilig (56 %), zu schwermütig (59 %), zu anstrengend (52 %) oder zu wenig abwechslungsreich (37 %). Inwiefern visuelle Darstellung der Inhalte der klassischen Musik diese erschreckenden Zahlen verbessern könnten, wurde aufgrund eines Mangels an Angebot begreiflicherweise nicht untersucht.

Das Projekt „Resistenza – 8. September“ versucht nun, diesen beiden Problemfeldern Rechnung zu tragen. Die Idee zu dem Projekt entstand im Frühjahr 2022, als der politische Schock über den russischen Vernichtungskrieg in der Ukraine noch relativ frisch war.

Ein ganz offensichtlich faschistisches Regime (siehe die Definition von Roger Griffin) lässt seine politisch apathische Bevölkerung glauben, dass der Systemfeind, nämlich die liberal verfassten Demokratien, das „heilige“ Russland bedroht und entfesselt vor den Augen einer zunächst ungläubig beobachtenden Weltbevölkerung einen Vernichtungskrieg gegen ein viel kleineres Land. So ungläubig wir zunächst staunten, so entsetzt waren wir nun und manche Parallelen zum faschistischen Italien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen uns in den Sinn. War das Kriegsziel Italiens zunächst Nordafrika, so wendet sich nach 1943 der Vernichtungswille nach innen, gegen den inneren Feind, die sich rasch formierenden Partisanengruppen und die eigene Bevölkerung. Eine Ironie der Geschichte ist es, dass ein guter Teil dieser Partisanen seine Hoffnung gerade auf jenes Russland setzte, welches 80 Jahre später selbst zur mörderischen Imperialmacht wurde.

Von Anfang an war klar, dass eine politische Analyse nicht Inhalt einer Symphonie sein konnte und auch im normalen Konzertbetrieb nichts verloren hätte. Von einer Anschlussfähigkeit vor allem an jugendliches Publikum ganz zu schweigen. Vielmehr mußte die Auseinandersetzung metaphorischer Natur sein, was ja dem Wesen von Musik entspricht. Auch die filmische Darstellung, welche von uns im Bewusstsein der mangelnden Präzision von Musik gewählt wurde, durfte aber nicht zu explizit werden, wollten wir nicht schlicht einen Dokumentarfilm zur entstehenden Symphonie drehen. Der Film und die Musik wollen sozusagen die Quadratur des Kreises: emotionaler Anschluss UND rationale Auseinandersetzung!

Einen gewissen, wenn auch zeitlich sehr fernen Anknüpfungspunkt bot uns in spezieller Weise Dante Alighieris Werk, auch weil beim Thema Italien Dante geradezu zwangsläufig ins Spiel kommt. Nicht nur in der Comedia, sondern vor allem auch der philosophischen Abhandlung De Monarchia libri tres geht Dante den Problemen von Machtausübung nach.

Er sieht dies Anfang des 14. Jahrhunderts natürlich vor dem ethischen Kodex der katholischen Kirche, seine Bildsprache ist dabei aber so überwältigend, dass sich deren Einbau in ein aktuelles politisches Geschehen geradezu aufdrängt. Die Bilder der Strafen für menschliches Fehlverhalten im sozialen Kontext sind so einprägsam, dass sie sozusagen für das Fehlverhalten selbst stehen können und sich einer filmischen wie auch musikalischen Darstellung anbieten.

Im Film und der Symphonie gehen wir deshalb in 3 Sätzen der Entstehung des liberal verfassten heutigen Italiens mit Hilfe dieser Bilder nach.

Welche Voraussetzungen für die Entstehung eines faschistischen Regimes müssen überhaupt gegeben sein und was führt letztlich zu seinem Sturz?

Trägt nicht jeder von uns in bestimmten Situationen sein Scherflein dazu bei?

In Traumbildern werden 6 gesellschaftliche Stände (Bauern, Klerus, Bürger, Arbeiter, Intellektuelle, Soldaten) mit 6 Todsünden und ihren Strafen aus Dante Alighieris Purgatorium verknüpft.

Wir erzählen hier bewußt keine Geschichte, der Ur-oder Baummensch des Beginns entwickelt sich während des Fortgangs des 1.Satzes ganz allmählich, nimmt einmal die Gestalt eines Landmanns an und stellt wenig später wieder die Figur des auf seinen Profit bedachten Bürgers dar. Zu guter Letzt finden sich alle Prototypen am Ausgang des zu Beginn beschrittenen Labyrinths wieder.

Während Dante Alighieri am gegenüberliegenden Hang noch ein letztes Mal den Glanz der Zivilisation leuchten läßt, steht der Faschismus letztlich als großer Nutznießer all der vorhergehenden Verfehlungen da.

Der politische Zyniker Mussolini stößt den idealistischen Dante Alighieri in den Abgrund. Hier ist Dante nicht nur der politische Phantast, sondern auch das Symbol für Kultur und Zivilisation schlechthin.

Der 2. Satz schildert den Faschismus zunächst als breite Bewegung, als Versprechen einer besseren Zukunft (Palingenese nach Roger Griffin), in welcher irrlichternd die 4 Mythen des Regimes in Rom auftauchen:

1.Das Italien der Renaissance, welches die Fiktion der kulturellen Überlegenheit bietet

2. Das klerikale Italien als Mythos der göttlichen Sendung

3. Das Italien des 1. Weltkriegs und sein gestohlener Sieg (vittoria mutilata) als Pendant zur deutschen Dolchstoßlegende und

4. Das futuristische Italien mit seinen technischen Errungenschaften und seiner überlegenen Kraft und Geschwindigkeit.

Danach geht es nur noch bergab. Eine Lawine begräbt alle Teile des öffentlichen Lebens, sie spart nicht einmal die Mythen aus, welche nun sinnentleert und hohl erscheinen und zunehmend Schaden nehmen.

Entschiedene Gegenwehr entsteht in der Mitte des 2. Satzes. Die Partisanen nehmen den Kampf auf. Über alle politischen Gräben hinweg wird dieser Kampf geführt. Dantes Inferno schlägt den Takt dazu.  Die Traumbilder und ihre musikalische Umsetzung nehmen darauf und auf das Standardwerk „I crimini di Salò“ Bezug. Im Zentrum unserer Betrachtung stehen hier natürlich die Gewalt und der Verrat. die Auflösung aller zivilisatorischen Bindungen. Hier haben alle sozialen Strukturen aufgehört zu existieren. Es gibt nur noch Täter und Opfer.

Erst der 3.Satz ordnet die ins Chaos gestürzte Welt. Ein langsamer, schmerzhafter Heilungsprozess setzt ein. Der Organismus wird gereinigt, wie im Aufstieg ins Paradiso von Dante Alighieri erhalten sämtliche Glieder des Staates wieder ihre Ordnung. Ein Tanz der Lichter beendet die Symphonie und den Film.

Neben der politischen Aussage des Werks versuchen wir durch Einbindung neuerer Medien und Techniken der Animation, der Stop Motion und der Collage die Spannung im Zuschauerraum hoch zu halten, obwohl das Werk ca 25 min Aufführungsdauer hat.

Inwiefern es gelingen kann, auch E-Musikdistanzierte für diese neue Art von musikalischer Klassik zu begeistern, können wir derzeit nicht beurteilen und wird wohl auch an der spezifischen PR der Veranstalter und den Rahmenbedingungen der Konzerte liegen.

Im besten Falle löst das Werk eine lebendige Debatte über Musikwahrnehmung, politische Kultur und unsere Conditio Humana aus.

Der Bedeutungsverlust von klassischer Musik im 20. Jahrhundert wird nirgends so eindrücklich beschrieben wie in Alex Ross’ „The rest is noise“. Welche Parameter der Musik dazu beitragen, dass die 2-3 Minüter der Popkultur ein Massenpublikum finden, während die Konzerthäuser und Symphonieorchester dieser Welt sich immer schwerer tun, ihre Hallen zu füllen, wird nach wie vor heiß diskutiert. Aus unserer Sicht macht man es sich zu einfach, die Problematik einfach mit der sozialen Zugehörigkeit von bestimmten Stilrichtungen zu erklären. Es sind eher die unterschiedlich komplexen Angebote an unsere Wahrnehmung, welche die eine Stilrichtung anschlussfähiger machen und die andere weniger.

Bei einer Studie, welche die ARD in den Jahren 2004/2005 durchführte waren insbesondere die Begründungen des Desinteresses an klassischer Musik recht aufschlussreich.In der Wahrnehmung der E-Musikdistanzierten ist klassische Musik häufig langweilig (56 %), zu schwermütig (59 %), zu anstrengend (52 %) oder zu wenig abwechslungsreich (37 %). Inwiefern visuelle Darstellung der Inhalte der klassischen Musik diese erschreckenden Zahlen verbessern könnten, wurde aufgrund eines Mangels an Angebot begreiflicherweise nicht untersucht. Das Projekt „Resistenza – 8. September“ versucht nun, diesen beiden Problemfeldern Rechnung zu tragen. Die Idee zu dem Projekt entstand im Frühjahr 2022, als der politische Schock über den russischen Vernichtungskrieg in der Ukraine noch relativ frisch war.

Ein ganz offensichtlich faschistisches Regime (siehe die Definition von Roger Griffin) lässt seine politisch apathische Bevölkerung glauben, dass der Systemfeind, nämlich die liberal verfassten Demokratien, das „heilige“ Russland bedroht und entfesselt vor den Augen einer zunächst ungläubig beobachtenden Weltbevölkerung einen Vernichtungskrieg gegen ein viel kleineres Land. So ungläubig wir zunächst staunten, so entsetzt waren wir nun und manche Parallelen zum faschistischen Italien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen uns in den Sinn. War das Kriegsziel Italiens zunächst Nordafrika, so wendet sich nach 1943 der Vernichtungswille nach innen, gegen den inneren Feind, die sich rasch formierenden Partisanengruppen und die eigene Bevölkerung. Eine Ironie der Geschichte ist es, dass ein guter Teil dieser Partisanen seine Hoffnung gerade auf jenes Russland setzte, welches 80 Jahre später selbst zur mörderischen Imperialmacht wurde.

Von Anfang an war klar, dass eine politische Analyse nicht Inhalt einer Symphonie sein konnte. Vielmehr mußte die Auseinandersetzung metaphorischer Natur sein, was ja dem Wesen von Musik entspricht. Auch die filmische Darstellung, welche von uns im Bewusstsein der mangelnden Präzision von Musik gewählt wurde, durfte aber nicht zu explizit werden, wollten wir nicht schlicht einen Dokumentarfilm zur entstehenden Symphonie drehen.

Im Film und der Symphonie gehen wir nun in 3 Sätzen der Entstehung des liberal verfassten heutigen Italiens nach. Welche Voraussetzungen für die Entstehung eines faschistischen Regimes müssen überhaupt gegeben sein? Trägt nicht jeder von uns in bestimmten Situationen sein Scherflein dazu bei? In Traumbildern werden 6 gesellschaftliche Stände (Bauern, Klerus, Bürger, Arbeiter, Intellektuelle, Soldaten) mit 6 Todsünden aus Dante Alighieris Purgatorium verknüpft. Am Schluss des 1. Satzes steht der Faschismus als großer Nutznießer all dieser Verfehlungen da. Der politische Zyniker Mussolini stößt den idealistischen Dante Alighieri in den Abgrund. Der 2. Satz schildert den Faschismus als Lawine, welche sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens unter sich begräbt. Dabei tauchen irrlichternd 4 Mythen des Regimes in Rom auf: 1.Das Renaissance Italien, welches die Fiktion der kulturellen Überlegenheit bietet, 2. Das klerikale Italien als Mythos der göttlichen Sendung, 3. Das Italien des 1. Weltkriegs und sein gestohlener Sieg (vittoria mutilata) als Pendant zur deutschen Dolchstoßlegende und 4. Das futuristische Italien mit seinen technischen Errungenschaften und seiner überlegenen Kraft und Geschwindigkeit. Entschiedene Gegenwehr entsteht in der Mitte des 2. Satzes. Die Partisanen nehmen den Kampf auf. Über alle politischen Gräben hinweg wird dieser Kampf geführt. Dante Alighieris Inferno schlägt den Takt dazu. Die Traumbilder und ihre musikalische Umsetzung nehmen darauf und auf das Standardwerk „I crimini di Salò“ Bezug. Erst der 3.Satz ordnet die ins Chaos gestürzte Welt. Ein langsamer, schmerzhafter Heilungsprozess setzt ein. Der Organismus wird gereinigt, wie im Aufstieg ins Paradiso von Dante Alighieri erhalten sämtliche Glieder des Staates wieder ihre Ordnung. Ein Tanz der Lichter beendet die Symphonie und den Film.

Neben der politischen Aussage des Werks versuchen wir durch Einbindung neuerer Medien und Techniken der Animation, der Stop Motion und der Collage die Spannung im Zuschauerraum hoch zu halten, obwohl das Werk ca 25 min Aufführungsdauer hat. Inwiefern es gelingen kann, auch E-Musikdistanzierte für diese neue Art von musikalischer Klassik zu begeistern, können wir dzt nicht beurteilen und wird wohl auch an der spezifischen PR der Veranstalter und den Rahmenbedingungen der Konzerte liegen. Im besten Falle löst das Werk eine lebendige Debatte über Musikwahrnehmung, politische Kultur und unsere Conditio Humana aus.

Es wird behauptet, dass der jeweilige Gegner (sei es die Ukraine oder sei es dieNato) ein nationalsozialistisches Führungspersonal hätte. Auch in westlichen Medien taucht im Gegenzug immer wieder der Vorwurf auf, dass das russische Regime faschistisch sei, wenn auch in ungleich geringerer Frequenz. 

Ungeachtet der politischen Kurzsichtigkeit, die ein solches Argument zwangsläufig beinhaltet, ist es doch erstaunlich, bei wie vielen russischen Staatsbürgern und bei wie vielen Angehörigen der westlichen Kultursphäre ein solches Statement verfängt. 

In der Vorbereitung zu meiner symphonischen Dichtung „8. September“ habe ich mit zahlreichen Angehörigen der ANPI (assiciazione nazionale dei partigiani italiani) gesprochen, mit politisch uninteressierten „Normalitalienern“ und naturgemäß die historische Standardliteratur zum Thema Faschismus und Partisanen in Italien gewälzt. Bei der Frage nach einer Definition des Faschismus konnten mir die wenigsten weiterhelfen. 

Das psychologische Profil des „Proto-Faschisten“ sollte aber der Inhalt des 1. Satzes meines symphonischen Werks werden, sodass es in den letzten beiden Jahren schon Momente gab, in welchen ich das Vorhaben schon fast aufgegeben hätte. 

Erst die kurze Abhandlung „Faschismus, eine Einführung in die vergleichende Faschismusforschung“ von Roger Griffin hat mich in meinem Vorhaben wieder bestärkt. Die Definition „ein auf Mythen basiertes palingenetisches Narrativ einer ‚Ultranation“ist für mich schon sehr schlüssig und erleichterte mir die Komposition des 1. und dzt auch den 2. Satzes. inwiefern diese Definition auch auf den derzeitigen Zustand des russischen Staates zutrifft, überlasse ich jedem Einzelnen.

Die Komposition ist wohl als Akt einer persönlichen Psychohygiene zu verstehen und als Versuch des Erkenntnisgewinns.